Sonntag, Januar 24

Der goldene Sari – Die Darstellung von kulturellem Erbe in der Modewelt


 
Quelle: hireasari
Viele indischen Designer bauen heutzutage auf den Sari – als Zeichen indischer Geschichte und Verbindung zu Tradition. Der Sari erscheint deshalb auf Laufstegen, aber auch z.B. in Cannes und vielen anderen roten Teppichen und wird dort meist, aber nicht nur, von indischen Frauen getragen. Bei einer Indien-Reise kommt eine Besucherin schwer herum, dieses Kleidungsstück probehalber selbst einmal umzulegen.  

Hier könnt ihr meinen Probetext, für den ihr mich inspiriert habt, lesen:


[Anm.: Alles in eckigen Klammern könnt nur ihr lesen :P für den Probetext wurde das sowohl der Länge halber, als auch des Stils wegen verkürzt.]

Bekannt wurde er vor allem durch das Bollywood-Genre und mittlerweile gibt es ihn in allen erdenklichen Farben und Mustern. Der Sari sei ein klassisches Stück, das nie aus der Mode geraten könne und durch ihn präsentieren sowohl einheimische Designer, als auch Frauen des öffentlichen Lebens eine Art Wiederbelebung von Tradition, die in die heutige Zeit und Mode eingebunden werden kann.
Doch was genau ist ein Sari, wie sieht seine Geschichte aus?
Bestehend üblicherweise aus einem vier bis neun Meter langem, ungenähtem, rechteckigem Tuch, dessen Ende eine Schmuckborte in anderer Farbe ziert, wird der Sari auch heute noch sehr oft im Alltag, vor allem in ländlichen Regionen, getragen. Er lässt sich in drei Teile gliedern, den besonders dekorativ gestalteten Paluv (Schulterstück), den sowohl schlicht, als auch schmuckvoll ausführbaren Korpus des Sari und die Schmuckborte. Darunter werden ein Unterrock und eine feste Bluse angezogen. An der Art und Weise des Tragens der Kleidung lässt sich die Herkunft der Trägerin ausmachen, denn die Varianten unterscheiden sich von Region zu Region, von Tradition zu Tradition. Hierbei muss erwähnt werden, dass der Sari auch in den umliegenden Ländern getragen wurde und wird.
Die erste nachweisebare Darstellung eines Sari kann auf 100 v.u.Z. zurückgeführt werden. Aus dieser langen Zeitspanne resultieren vor allem die großen regionalen Varianzen. „Wiederentdeckt“ wurde der Sari dann das erste Mal während des Freiheitskampfes. So wurde er zum Symbol für die Indische Nation konstruiert und in diesem Zusammenhang sogar als „Mother India“ bezeichnet. Als 1970 der Film „Waqt“ erschien, trat der Sari seine zweite „Wiederbelebung“ an. Jetzt war er nicht mehr nur ein Zeichen für religiöse und nationale Zugehörigkeit, sondern konnte im Alltag getragen werden. Allgemein hatten seit dieser Zeit die aufkommenden Filme und die Ausbreitung des Fernsehens große Auswirkungen auf die Mode und erfüll(t)en hierbei eine Vorbildrolle. Jetzt wurde der Sari zur populärkulturellen Ikone.

[Bis 1980 wurde das Frauenbild in Bollywood als der moralische Gegensatz zur "verderblichen" Westlerin gesehen.]
Zwar rückte ab den 80er Jahren „westliche“ Mode in den Vordergrund und füllte die Kleiderschränke der städtischen Frauen. Sozusagen moderne Kleidung als Marker für moderne Identität. Deshalb trat traditionelle Kleidung medial gesehen immer weiter in den Hintergrund, war aber jederzeit, vor allem in nichturbanen Regionen weit verbreitet.
[Das urbane Leben gilt als Ideal, und die internationalen Standards der Mode werden als höchster Wunsch angesehen. Das lässt sich auch sehen in dem Boom von Kosmetika und Fitnessstudios.]

Dennoch sind auch heute noch 70-90% der Produkte von indischen Designern vom Sari inspiriert. Doch weshalb? Auch für urbane Frauen spielt der Sari immer noch eine große Rolle im Bereich der sog. „Festsaison“, also bei Hochzeiten, öffentlichen Auftritten, sowie anderen besonderen oder rituellen Anlässen.
[Dass die Saris in der aktuellen Fashion produziert werden, liegt also nicht immer an den Wünschen der Designer, sondern denen der Käufer.]


Das Goldene Zeitalter
Gold als Zeichen für Reinheit. Gold als Zeichen für Wohlstand. Diese beiden Bedeutungen zeigen den Wandel und aber auch die Vielschichtigkeit der mit Mode verbundenen Symbole auf. So wurde früher im indischen Kontext ein Stoff mit Gold verziert um im rituellen Sinn Reinheit zu verdeutlichen. Heute ist er zudem als Sinnbild Reichtum zu betrachten. Reichtum nicht nur im kommerziellen Sinne, sondern auch als Reichtum von Vergangenheit und Bewahrung von Tradition. So wundert es nicht, dass die Firmen Lakmé und Royal Textiles Gold in ihre Kollektionen aufnehmen und vor allem den Sari damit verzieren. Auch in der indischen Elle und Vogue werden als Zeichen nach Außen und nach Innen Metallic-Modestrecken abgedruckt. Auch die neue Spring Collection, welche auf der Amazon India Fashion Week gezeigt wurde, legt einen großen Fokus auf schwarze, goldene und andere metallische Töne.

[Hierbei berufen sie sich jedoch nicht auf eine altehrwürdige Tradition, wie oftmals beschrieben wird, sondern an der königlichen Kleidung des 19. Jahrhunderts.]


Der Sari verkörpert demnach Geschichte und Tradition, aber auch Modernisierung. Er stellt ein Beispiel dar für die Verbindung dieser beiden Seiten der Medaille.

Quellen: Vogue India, Laila Abu er-Rub: "Mode und Körper im neoliberalen Indien"


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